Hallo und guten Abend in die Runde,
im Forum „Recherche Genealogie/Ahnensuche“ hatte ich bereits das Thema „Gevekot“ eröffnet, hier aber lediglich mit dem Interesse bzgl. des Stammbaumes, bzw. zu den Informationen aus dem Gotha (siehe dort). Der Hintergrund meiner Anfrage zielte natürlich auf etwas heraldisches:
Wie wird das Wappen in der Literatur beschrieben und wie zeigt es sich auf den Fundstücken?Den Umweg über den Stammbaum, bzw. die Genealogie der Familie Gevekot nahm ich, um Erkentnisse hinsichtlich des Standes und der damit vielleicht veränderten Darstellung des ursprünglich wohl bürgerlichen Wappens zu erlangen. Auf meinem Weg sind mir verschiedene Quellen dazu untergekommen. Beginnen möchte ich mit den Aufrissen und Blasonierungen bei den drei „üblichen Verdächtigen“:
WWA Aufriss:
WWA Text/Blason:
Siebmacher Aufriss:
Siebmacher Text/Blason:
Rietstap Aufriss:
Rietstap Text/Blason:
Azure, 3 fishes Argent, with fins and peautrés Gules, set in pales, set in fess, that of the medium having the head in bottom, a fess wavy Argent, debruising over all. Crest: three feathers of ostrich, one Azure between two Argent.
Übersetzung der für mich markanten Bereiche:
Blau, 3 silberne Fische...der mittlere mit dem Kopf nach unten...drei Straußenfedern...
Die drei großen Werke sind sich darüber einig, dass der mittlere Fisch den Kopf unten hat. Siebmacher und WWA beschreiben zwei Flügel als Helmzier und der Rietstap nennt drei Straußenfedern, die Tingierung lassen wir einmal außer Acht.
Nun versuchte ich herauszubekommen, wie es um den Stand aussah:
Für das Jahr 1549 berichtet die Quelle
http://www.vonborries.org/index.php/de/ ... er-familievon diesem Vorgang:
„Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang, dass im Jahr 1549 der Bischof von Minden mehrere Adlige und Bürger aus seiner Diözese mit Gütern belehnt hat. Auch der Patrizier Gevekoth begehrte eine Belehnung, erhielt sie aber nicht, weil er fälschlich behauptete adlig zu sein. Ein gleichfalls anwesender Borries erhielt jedoch ein bischöfliches Lehen. Warum wurde der Patrizier Borries in so verletzender Weise dem Patrizier Gevekoth vorgezogen und warum hat Gevekoth nicht dagegen Einspruch erhoben? Offensichtlich waren die Verbindungen zwischen dem Bischof und der Familie Borries sehr eng.“Also: 1549 gehörten die Gevekots zu den Patriziern in Minden, nicht aber zum Adel.
Fast zeitgleich verpflichtete sich Rave Gevekot, der von der Mindener Patrizierfamilie abstammt, zu Ritterdiensten gegenüber dem lippischen Landesherrn:
Quelle:
https://books.google.de/books?id=B7bhBw ... &q&f=falseEr erhält die adelige Freiheit des Hofes, nicht aber irgendeine persönliche Standeserhöhung. Weitere Informationen gibt es unter
http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/f ... xpandId=35 , hier im Zeitraum 1562/1583.
Am 04.04.1602 wird ein Cord Gevekot in einer Urkunde als Bürge genannt:
Quelle:
http://monasterium.net/mom/UrkundenDenn ... ac/charterWenn man sich die erwähnten Namen anschaut, so muss der Cord Gevekot den anderen zumindest eben(ritter-)bürtig sein.
Den einzigen Beleg für eine Standeserhöhung fand ich für Max [von] Gevekot, der als lippischer Staatsminister am 24.11.1905 in den lippischen Freiherrenstand erhoben wurde:
Quelle:
https://archive.org/stream/archivfursta ... 7/mode/2upAm ehemaligen Wohnhaus des Max von Gevekot in Detmold ist noch heute ein Wappenstein vom Bürgersteig aus zu bewundern. Und nun kommen wir zum eigentlichen Schwerpunkt: Es sind drei Fische zu sehen, die alle aufrecht dargestellt sind und die Helmzier, drei Straußenfedern, entspricht dem Blason aus dem Rietstap; gerade hier begann ich mich darüber zu wundern, dass Max v. Spießen in seinem WWA eine andere Darstellung gewählt hatte.
Den in der Umschrift erwähnten "Johan Gevekot" mit der Jahresangabe "1581" kann ich jetzt nicht mit den mir bekannten genelogischen Daten in Verbindung bringen (spielt hier aber auch keine Rolle).
Steinerne Zeugen aus der Vergangenheit mit dem Gevekot-Wappen gibt es m. E. nach nicht allzu viele. In Lemgo finden wir gleich zwei Epitaphe (eigentlich ein Original und eine Kopie) für Johann Cothmann, auf denen das Wappen der Familie Gevekot dargestellt wird. Eines befindet sich auf der südlichen Außenseite der St. Nikolai-Kirche:
Im Innenraum sieht es so aus:
Auf beiden Epitaphen stehen alle drei Fische senkrecht und als Helmzier wurden die drei Staußenfedern gewählt.
In der Mindener St. Martini-Kirche befindet sich die Grabplatte des Bernhard Becker und seiner Ehefrau, einer geborenen Gevekot. Obwohl ich die St. Martini bereits besuchte, habe ich diese Grabplatte wohl seinerzeit übersehen. Online wird sie auf „Deutsche Inschriften Online“ gezeigt:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238 ... 03k0011408Auch hier: Drei senkrecht stehende Fische und die drei Straußenfedern.
Die letzte mir bekannte Fundstelle ist das Epitaph der Anna von Hagen in der Kreuzkirche in Hannover. Hier der Link zu „Deutsche Inschriften Online“:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238 ... 06k0016108Hier ist leider keine konkrete Aussage möglich.
Wo sind die Wappen-Darstellungen, wie sie v. Spießen und Siebmacher gesehen haben?
Was ist also geschehen, bzw. was hat zu derart unterschiedlichen Beschreibungen geführt?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Stand und der Wappen-Darstellung bei den Gevekots?
Kennt ihr vielleicht weitere Grabsteine oder Epitaphe, die das Gevekot-Wappen zeigen? Wie sieht es dort aus?
Helft ein wenig dabei mit, etwas Licht in diese Sache zu bringen:-)
Beste Grüße
Robert