Hallo in die Runde,
in der Stiftskirche St. Bonifatius zu Freckenhorst befindet sich das Epitaph der Familie v. Cimont aus Freckenhorst etwas unauffällig an einer Stütze zwischen dem Mittel- und dem nördlichen Seitenschiff:
Neben dem in Stein gehauenen Text ist im oberen Bereich eine Metallplatte montiert:
Gezeigt werden die Wappen der Familien „v. Cimont“ und „ v. Batenburg“. Die Schreibweise wechselt in den wenigen Quellen zwischen Cimont / Cimondt / Cymondt / Cymond.
Gewidmet ist das Epitaph den im Folgenden hervorgehobenen Familienmitgliedern:
Johann von Cimont (1634 – 20.02.1678) oo
Katharina Margaretha von Batenburg (? - 23.01.1681)
Amtmann zu Freckenhorst
Kinder:
Johann Christopher von Cimont (? - 20.04.1676)
Kanoniker zu St. Martini in Münster
Kaspar Bernhard von Cimont (? - 10.03.1677)
Deutschordensritter/Kanoniker zu Wimpfen
Anna Katharina Theatildis von Cimont (? - 30.11.1680)
Fortunat Anton von Cimont (? - 1685)
Amtmann zu Freckenhorst (als Nachfolger für seinen Vater). Sein ungewöhnlicher Vorname „Fortunat“ könnte auf den Vornamen des Vaters der damals amtierenden Äbtissin v. Wolkenstein zurückzuführen sein.
Claudia Seraphica von Cimont
Zu ihr gibt es keine weiteren Angaben. Ihren Vornamen verdankt sie vielleicht der damaligen Äbtissin zu Freckenhorst, Gräfin Claudia Seraphica von Wolkenstein-Rodeneck. Diese führte das Stift von 1645 bis 1688.
Theodor Engelbert von Cimont (? - 1686)
Kanoniker zu Freckenhorst
Ignaz Leoppld von Cimont (? - vor 22.03.1715)
Archidiakonalkommissar zu Freckenhorst
Franz Wilhelm Hermann von Cimont (? - 04.01.1721)
Kanoniker zu Freckenhorst
Ignaz von Cimont (? - 26.07.xx)
Maria Elisabeth von Cimont (? - nach 11.02.1715) oo Franz Albrecht Wernelli (? - nach 1700/vor 04.02.1711)
Franz Albert Wernelli soll 1685 die Nachfolge als Stiftsamtmann zu Freckenhorst von Fortunat Anton von Cimont angetreten haben. Im Jahre 1700 wird er als kurpfälzischer Kriegsrat, Lülsdorfer Amtsverwalter, Besitzer des Burghofes und Stifter der Rochuskapelle zu Lülsdorf erwähnt.
Über der Tür der Rochuskapelle befindet sich ein auf 1700 datierter Wappenstein mit den Wappen der Familien Wernelli und v. Cimont (Link zu einem Foto bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Lue ... pelle1.jpg)
Nun zur heraldischen Betrachtung, beginnend mit dem Versuch eines Blasons für das Wappen „v. Cimont“:
Schild: Ein nach rechts aufspringender Bracke mit Halsband, darüber eine Schrägleiste in Form einer gedrehten Kordel.
Helm: Der Bracke aus der Helmkrone wachsend.
Tinkturen unbekannt.
Es fällt auf, dass der Bracke nach links aufspringt; heraldische geläufiger wäre es jedoch nach rechts. Da das Helmkleinod auch nach links blickt, ist zunächst davon auszugehen, dass die Stellung des Wappens zum Wappen der Gattin ausgerichtet wurde, in diesem Sinne also gespiegelt dargestellt worden ist. Dieser Annahme widerspricht der Stein über der Tür zur Rochuskapelle (siehe Link oben): Hier ist die Position auf der Seite der Gattin, müsste demzufolge also in der heraldisch gewohnten (nach rechts blickenden) Weise zu sehen sein; dem ist aber nicht so. Lediglich das Helmkleinod schaut nun zum Wappen des Ehemannes.
Es fehlen weitere Abbildungen oder besser noch der Blason, um das Wappen derer von Cimont angemessen beurteilen zu können.
So wie das Wappen Fragen aufwirft, so verhält es sich auch mit der Herkunft und dem Verbleib der Familie.
Für den Stiftsamtmann Johnn von Cimont konnte ich bislang keine Ahnen entdecken. Der Name als solches erweckt den Eindruck, als ob er aus dem französichen Sprachraum stammt.
Die Familie selbst ist wohlmöglich trotz der zehn Kinder im Mannesstamme erloschen, der Name erscheint in der verfügbaren Literatur und in den zugänglichen Archiven nicht weiter. Der Grund dafür könnte die unter den männlichen Erben bestehende Affinität zu Berufen mit Zölibatsverpflichtung sein.
Die Herkunft der Mutter Katharina Margaretha von Batenburg ist ebenfalls unklar. Ihr Wappen ist tatsächlich das ursprüngliche derer von Batenburg. Bereits 1315 heiratete Wilhelm von Bronckhorst Johanna von Batenburg, die Erbin von Batenburg. Von da an wurde das Wappen vermehrt geführt, also eine Kombination aus den Wappen Bronckhorst und Batenburg geschaffen. Stammte Katharina Margaretha also von einer Nebenlinie ab, die den Namen und das Wappen behalten hat?
Wenn ja: Aus welcher, bzw. aus welchem Hause?
Es besteht kein Zusammenhang mit der Familie (van Imbyze) van Batenburg, die für einen kurzen Zeitraum im 19. Jahrhundert zum niederländischen Adel gezählt wurde.
In diesen heraldischen Werken finden sich keine Hinweise zum Wappen v. Cimont (...oder ich habe sie übersehen):
- Siebmacher
- Wappenbuch des Westfälischen Adels, Anton Fahne
- Rietstap
- Kneschke
- Geschichte der Westphälischen Geschlechter, Anton Fahne
- Adelslexikon, v. Ledebur
- Wappenbuch der preuß. Rheinprovinzen Band I. + II., Bernd
- Ahnentafeln Paderborner Domherren, Paul Michels
Da ist noch viel zu erforschen. Ich habe meine Quellen ausgereizt und würde mich über weitere Hinweise freuen!
Beste Grüße
Robert
Quellen:
http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/f ... 6seite%3D3http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/f ... erzId=2277http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/f ... c2dACTAPROhttps://www.westfaelische-geschichte.de/que114467http://personendatenbank.germania-sacra ... ks/view/11S. 248
„Das freiweltliche Damenstift Freckehorst“, Wilhelm Kohl
http://personendatenbank.germania-sacra ... ks/view/18„Freckenhorster kommentierte Datensammlung“, Heimatverein Freckenhorst
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q ... PIsz-TVbTHGeschichte der Pfarreien der Erzdiözese Köln, Band 39
https://books.google.de/books?id=1HQAAA ... sQ6AEINzADRochuskapelle Lülsdorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Lue ... pelle1.jpgGeschichte der Rochuskapelle
https://www.niederkassel.de/staticsite/ ... topmenu=35