Um etwas wissenschaftlicher an die Frage Namesübername heranzugehen , möchte ich euer Augenmerk etwas auf die Geschichte unserer Familienamen lenken. Viele von uns haben den Duden Familiennamen- bitte mal genau die Einführung lesen...
Man stellt fest, dass die Entstehung der Familiennamen fast zeitgleich mit der Wappenverfallszeit einsetzt, vom Adel mal abgesehen. Ich habe schon mehrfach auf die 3 Stände im HRRdtN hingewiesen, es ist völlig unhistorisch ,Gegebenheiten eines Standes auf den anderen einfach zu übertragen, die Herolde überwachten nur die Wappen- Namensführung des Adels, wie es in den zwei anderen Ständen aussah ,ist völlig offen, wir sprechen von der Mehrheit der Einwohner... Franz Josef Burghardt: " Familienforschung Hobby und Wissenschaft " Karl Thomas Verlag 2003 hat sich modern und wissenschaftlich- nicht von seiner Moralposition aus- mit der Etymologie beschäftigt. Vgl. S. 148 ff. -Namenkunde-
Frauennamen " Der Familienname der Frau war- falls nicht der Hofname als solcher galt- nach der Heirat nicht klar festgelegt. Man findet daher für ein und dieselbe Frau( Maria Müller verheiratete Schmitz) häufig vier verschiedene Angaben: Maria Müller, Maria Schmitz Maria Schmitz genannt Müller Maria Müller genannt Schmitz In Westdeutschland galt aber nach altem Recht die Auffassung , dass der Name der Frau sich bei der Eheschließung nicht änderte. So entsprach das französische Namensrecht, das im Rheinland bis zur Einführung des BGB im Jahr 1990 galt, dieser Vorstellung. Erst das BGB schrieb dann vor, dass die Frau bei der Heirat den Familiennamen des Mannes erhält. Die jüngsten Namenrechtsänderungen, die der Frau die Beibehaltung ihres Namens ermöglichen, stellen daher teilweise nur wieder die alte Rechtsauffassung her. Die Festlegung des Familiennamens bei der Heirat auf den des Mannes oder den der Frau entspricht sarüber hinaus dem sozialgeschichtlichen Tatbestand, dass die Tradition einer Familie in unserem Kulturkreis keineswegs eine Priorität der männlichen Linie kennt, wenn man einmal von Adelsfamilien mit großen Mannlehen absieht." S. 149
Man muss das Fallgesetz anerkennen und darf sich nicht wúndern ,wenn das Glas runterfällt. Nun zu sagen" S. Gesetz" - an die Folgen denken- ist genauso unlogisch, als ob man Traditionen nur berücksichtigt- im Bewußtsein- die knapp 100 Jahre galten. Die Eindeutigkeit der Familiennamen in verbindlicher Schreibweise ist kaum mehr als 100 Jahre alt, jeder von uns ,der in einem Archiv Forschungen betrieb kennt das Problem... Die Familiennamen entstanden regional unterschiedlich- der deutsche Sprachraum ist bekanntlich größer als unserer Restdeutschland heute- sie entstanden im 13. bis 19. Jahrhundert. In den Städten geschah dies früher, als auf dem Land, wo die Angabe des Wohnortes fast immer reichte zur Zuordnung, Thema Hausmarken z.B. In den Städten geschah es früher ,jedoch gibt es aus dieser Zeit keine Wappenrolle die Führungsbeechtigungsweitergabe des Bürgerstandes klar zum Ausdruck bringt. Erinnert sei an die Verwüstungen des 30 jährigen Krieges- die Leute hatten andere Sorgen ,um zu verhindern, dass gerettete Familienwappen nicht durch Töchter vererbt werden dürften... Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Doppelnamigkeit im 18. Jahrhundert abgeschlossen ist- dies ist jedenfalls nicht die Zeit der Wappenblüte...
Wer kontrovers diskutieren möchte- ich würde dies begrüßen- sollte vorher mal in die Literatur schauen:
W. Ribbe-E. Henning : Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung H.Bahlow: Deutsches Namenlexikon J.K. Brechnemacher: Etymologisches Wörterbuch deutscher Familiennamen usw.
Wer die gegenwärtige Freiheit- Abschaffung des rein männlichen Ehenames- auf Grund seiner Tradition ablehnt , lehnt diese ab- Meinungsfreiheit, ein hohes Gut- wer jedoch dann sagt ,diese Freiheit wäre ein Traditionsbruch in unserem Kulturkreis ,liegt eben falsch mit seiner Aussage, nur das Kaiserreich unter Wilhelm dem Großen 1871 ist nicht der einzige Traditionsbezug für Deutsche, ich fand die Zeit, als Betrachter späterer Zeit toll, jedoch sie ist Geschichte...
Franz Josef Burghard schreibt unter dem Stichwort Heraldik( er trug sein Wappen, wie ich ,in der DWR ein)
" Es gibt wohl kaum eine unglücklichere Verbindung als die zwischen Familienkunde und Heraldik( Wappenkunde) S. 147
Ich , Ingo Bodin, würde dies noch ausdehnen auf die Verbindung Name und Wappen ,aus den schon mehrfach dargestellten Beweggründen, das Wappen als Kulturerscheinung ist älter als der Familienname z.B....
" Dass aber anderseits die Bedeutung der Heraldik für die Genealogie nur äußerst gering ist und sich fast nur auf Adelsgenerationen zwischen 1200 und 1600 bezieht wird leider allzu oft übersehen...Ansonsten sollte man die Wappenkunde tunlichst als einen Aspekt der Kunstgeschichte betrachten..." S. 147
Damit öffnet sich auch der Blick auf tatsächliche Traditionen der letzten fast 1000 Jahre- die Gestaltung der Wappen sollte der Tradition folgen, die Führung eines Wappens war immer zeitbedingt und standesbezogen, dies sollte verinnerlicht werden. Die Mitglieder dieses Forums gehören fast vollständig den Nachkommen des 2 und 3 Standes an und dort ,in unserem Kulturkreis,kennt man eine Priorität der männlichen Linie nicht- vgl. Franz Josef. wer dies anders sieht, möchte sich in der Tradition so verhalten ,wie der Hochadel- der tat es ja leider auch nicht so, anderes Thema- das ist dann so ,als ob Bügelhelm und Krone auf ein Wappen heute in der Neuschöpfung gehören würden, nicht der vermeintliche Traditionsbruch 1994 ist der Geschichtsbruch, sondern das BGB- römisches Recht- im " germanischen " Kulturkreis...
Ingo
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