Zur Erinnerung an meine klassische Reise nach Thüringen eine besondere Impression:
o.0., [Anfang 1770]
Johann Wolfgang Goethe offenbart seine Gedanken in einem Gedicht anlässlich der bevorstehenden Hochzeit seiner Leipziger Freundin Anna Katharina Schönkopf (Annette.
Quellenbeschreibung
Niedersächsisches Staatsarchiv in Wolfenbüttel: VI Hs 11 Nr. 145 Bd. 2; Gelegenheitsgedichte
Paläographische Transkription
1 Wenn man zwanzig Freyer zählet,
2 keinen liebt, und alle quälet,
3 Alle liebt und keinen wählet;
4 Das ist eine stolze Lust
5 Für so eines Mädgens Brust,
6 Wenn so zwanzig bettlend stehn,
7 O wie lebt sich' s da so schön !
8 Ist wohl eine Wollust grösser?
9 Doch im Ehstand sitzt man besser.
10 Zwar mit Freuden und mit Scherzen
11 In zwey kopulirten Herzen,
12 Ist's wie mit den Hochzeitkerzen
13 Gläntzend leuchten sie im Saal
14 Und verherrlichen das Mahl,
15 Aber, so nach zehen Uhr
16 Bleiben kleine Stümpfgen nur;
17 Damit leuchte dir zu Bette!
18 Gute Nacht! Schlaffwohl, Annettel!
1 Anna Katharina (Käthchen) Schönkopf (1746-1810), die Annette in Goethes Leipziger Lyrik, heiratete am 7. Mai 1770 Dr.! Christian Karl Kanne, den späteren Rat und Vizebürgermeister von Leipzig.