Wittenberg, 1532 Juni 29
Martin Luther ermahnt den Kurprinzen Johann Friedrich von Sachsen, bei den Friedensverhandlungen in Nürnberg mehr Entgegenkommen zu zeigen und die Gelegenheit zum Friedensschluß nicht vorübergehen zu lassen.
Quelle: Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar: Reg. H pag. 65 Nr. 17 Vol. III; .
1 G[nade] V[nd] f[riede] ynn Christo, vnd mein arm gebet. Durchleuchtiger
2 hochgeborener furst, gnediger herr! Ich hab die hendel, gnediger
3 herr, so E[ure] f[urstliche] g[naden] herein geschickt, alle gesehen vnd lasse
4 mich duncken (wie es denn die Caüillation an ettlichen
5 orten anzeigen), das da bey sind, die nicht rechten ernst
6 zum frieden haben. Wie wol ich nü weis, als ich auch
7 aus E[ure] f[urstlichen] g[naden] mündlich am nehesten vernomen, das E[ure] f[urstliche] g[naden] wolten sich
8 on das allen ernst vnd vleis zu frieden haben, So bitte ich
9 doch zum vberflus vnd trewer sorge, E[ure] f[urstliche] G[naden] wolten sich
10 solch spitze pünctlin setzer nicht bewegen lassen, Sondern,
11 wie angefangen, fort faren; Denn Gott grusset vns
12 vnd ist Zeit, das wir yhm dancken, wie die schrifft
13 S[ancti] Pauli sagt: Nemet die Zeit der gnaden vnd den tag des 14 heils nicht vergeblich an. Ich besorge das wo wir solch
15 Occasion faren lassen, Zum friden auffzurichten, mochte sie 16 nimer mehr vns wider so gut furkomen; Denn so spricht
17 das sprichwort; fronte capillata. Die Occasio ist
18 fornen vol hares am kopff, hinden aber kal, vnd stet
19 auff einer kügel [et] c[etera]. Wie die Papisten wol erfaren ha-
20 ben, da sie zu Augsperg nicht weichen wolten.
21 Christus, vnser herr und heiland, sterck E[ure] f[urstlichen] g[naden] mit sei-
22 nem geist vnd gnaden. Amen. Zu Wittemberg an
23 Sanct Petri vnd Pauli tag 1532.
24 E[ure] f[urstliche] g[naden]
25 Vntertheniger
26 Mart[inus] Luther D[octor]