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Ungelesener BeitragVerfasst: 02.09.2019, 16:03 
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Registriert: 10.01.2017, 12:03
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Hallo und guten Tag,

man nimmt ja aus dem Urlaub immer das eine oder das andere (fotografierte) heraldische Rätsel mit nach Hause. Dieses habe ich von der Ostsee mitgenommen...
Im Münster zu Bad Doberan befindet sich neben drei weiteren Grabpatten der Familie Axekow die des 1445 gestorbenen Matthias, Ehemann der Gese Bibow. Der Schild wird auf allen dort vorhandenen Platten gleich dargestellt (geteilt; oben zwei Schafscheren, unten ein Seeblatt), die Helmzier ist bei ihm allerdings am deutlichsten zu sehen (Pfauenwedel zwischen zwei Schafscheren). Zur besseren Veranschaulichung habe ich ihn losgelöst vom Umfeld anhand meines Fotos gezeichnet:
Bild

Ich habe mich aus Interesse mit den möglichen/wahrscheinlichen Tinkturen beschäftigt.
Alle folgenden Varianten habe ich mit meiner Schablone aufgerissen, um einen Vergleich zu erleichtern.
Eine schnelle Bild-Suche auf Google brachte diese Ergebnisse:
Bild
Ursprüngliche Quelle:
https://adel-mecklenburgs.fandom.com/de/wiki/Matthias_Axekow_(1296_1327)

„Geteilt; oben in blau zwei silberne Schafscheren, unten in Silber ein günes Seeblatt.“
Ein heraldischer Farbverstoß liegt hier nicht vor, verbreiteter ist das Seeblatt allerdings in rot vorzufinden.

Einen zweiten Treffer hatte ich auf der Seite geni.com [https://www.geni.com/people/Ilsabe-von-Axekow-af-Blangow-og-Varenholz/6000000005667292003]:
Bild

„Geteilt; oben in blau zwei goldene Schafscheren, unten in Gold ein grünes Seeblatt.“
Beide Darstellungen befand ich, auch aufgund der fehlenden Helmzierden, als nicht sonderlich ansprechend. Ich suchte also in der Literatur nach einem „verbindlichen“ Blason...

„Geteilt; oben in Silber zwei schwarze Schafscheren, unten in grün ein rotes Seeblatt. Auf dem Helm ein Pfauenwedel zwischen den Schafscheren.“
So meine Zusammenfassung des Textes auf Seite 121 im Werk „Die Wappen der bis 1360 in den heutigen Grenzen Meklenburgs vorkommenden Geschlechter der Mannschaft“ von Dr. Friedrich Crull [http://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00002957]:
Variante mit Decken rot-silbern
Bild

Variante mit Decken grün-silbern
Bild

In beiden Fällen liegt ein (zumindest aus heutiger Sicht) Farbregel-Verstoß vor:
In grün ein rotes Seeblatt= Farbe auf Farbe...

Diese Varianten scheiden für meinen Geschmack auch aus; der Fairness halber muss man erwähnen, das Dr. Crull seinerzeit einleitend schrieb, dass die Tinkturen eigentlich nicht bekannt sind.

Zwischenzeitlich hatte ich mir meine eigenen Gedanken gemacht. Hätte ich das Wappen tingieren sollen, hätte es so ausgesehen:
Bild

„Geteilt; oben in rot zwei goldene Schafscheren, unten in Gold ein rotes Seeblatt. Auf dem Helm ein Pfauenwedel zwischen den Schafscheren.“
So kam ich auf die Tinkturen:
- Das Seeblatt in rot, weil es so am häufigsten dargestellt wird
- Gold ist auch im Pfauenwedel vorhanden, da lag es nahe, dieses Metall zu nehmen
- Im Sinne der Beschränkung verwechselte ich die Tinkturen aus dem unteren in den oberen Teil
Gemessen daran, dass die Axekows in Ihrer Hochzeit wichtige Ämter bekleidet haben und in unmittelbarer Nähe zu den Herzögen von Mecklenburg bestattet wurden, hätte ich mir diese Variante gut vorstellen können.

Die nächste Quelle war das Buch „Ober- und Niedersächsisches Adelslexikon“ von H. F. Mannstein, Erstes Heft, hier Seite 47 [https://books.google.de/books?id=dJNAAAAAcAAJ&dq=axekow&hl=de&pg=PA47#v=onepage&q=axekow&f=false]:
„In goldenem Felde zwei mit den Spitzen in die Höhe gestellte eisenfarbige Schafscheren, zwischen denselben, doch unten im Schilde gegen die Griffe zu, ein rotes Herz. Auf dem Helme eine goldene Straußfeder zwischen zwei aufrecht gestellten Schafscheren. Helmdecken rot und golden.“

Hier fehlt mir die Teilung und das Seeblatt ist falsch als Herz blasoniert (darum habe ich hierfür auch keinen Aufriss angefertigt). Die Tingierung hingegen kommt meiner Idee schon recht nahe.

Im Siebmacher-Band 6.10 werden auf Tafel 2 gleich vier Varianten des Axekow'schen Wappens vorgestellt:
Bild
Vom Schildbild her kommt die 3. Variante der Darstellung auf der Grabpatte am nächsten, zu den Tinkturen werden hier aber keine Aussagen getroffen. Lediglich im Zuge der Beschreibung der 1. Variante geht man im Siebmacher auf ein mögliches „Urwappen“ ein. Hier sollen rot und Gold die Farben sein, was zu meiner Idee oben gut passt. Bei den Schafscheren scheint mir „eisenfarbend“, also schwarz, so wie es Dr. Crull und auch H. F. Mannstein sehen, am passendsten zu sein.

Damit wäre dieser Aufriss die Konsequenz aus den oben gewonnen Erkenntnissen:
Bild

„Geteilt; oben in rot zwei schwarze Schafscheren, unten in Gold ein rotes Seeblatt. Auf dem Helm ein Pfauenwedel zwischen den Schafscheren.“

Die Familie Axekow ist seit einem halben Jahrtausend erloschen und farbige Abbildungen scheinen nicht wirklich überliefert zu sein. Falls doch: Bitte zeigen!

Soweit meine Gedanken hierzu.

Beste Grüße
Robert


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